The
Fun Standard
Die
Spaß-Richtlinie
(The Fun Standard)
Dokument-Nr. 37IWS.de : 1998-09
1 Hintergrund,
Ziel und Anwendungsgebiet
In den Organisationen
der
Welt sind Richtlinien
für Verwaltung, Fertigung, Software-Entwicklung und andere Prozesse verfaßt
worden. Dennoch garantieren die Prozesse allein noch keinen Erfolg. Menschen
müssen sich wohl fühlen, um produktiv zu sein. Maximale Produktivität
kann nur dadurch erreicht werden, daß alle Mitarbeiter Freude an der Arbeit
haben. Diese Richtlinie führt wesentliche Punkte auf, die zur Arbeitsfreude
in der Organisation und zum Spaß an und bei der Arbeit beitragen können.
Die wichtigste Zutat muß jeder einzelne selbst hinzufügen; nämlich
den Spaß an sich.
2 Definition
Spaß besteht aus
Elementen wie:
Ausgelassenheit, Entzücken, Ekstase, Freude, Fröhlichkeit,
Frohlocken, Frohsinn, Gekicher, Gelächter, Geselligkeit, Glück, Heiterkeit,
Herumalbern, Hingerissensein, Jubel, Lebensmut, Lebhaftigkeit, Scherzen, Schwung,
Seelenruhe, Sorglosigkeit, Spiel, Spott, Sticheleien, Stimmung, Ulk, Unbeschwertheit,
Unterhaltung, Witzen, Witzigkeit und Wonne.
3 Prozeß
Wertschöpfung
entsteht durch Wertschätzung: Deshalb wird die Organisation in Richtung
auf gegenseitige Kooperation, Toleranz, Effizienz, Vertrauen, Kommunikation und
Wohlwollen
umgestaltet.
3.1 Jede Führungskraft wird:
- sich selbst
als Angestellten seiner Organisation sehen und seinen Mitarbeitern die erforderlichen
Mittel zur Erledigung ihrer Arbeit bereitstellen,
- die
Planung verbessern, die Ziele bekanntmachen, Termine verfolgen, die richtigen
Mitarbeiter in die richtigen
Positionen bringen, sicherstellen, daß jeder weiß, wie er konstruktiv
mitwirken kann und entscheiden, wie auf Überraschungen zu reagieren ist,
- wenigstens
ein Treffen pro Woche einrichten, wöchentlich nicht mehr als vier
Stunden in Sitzungen verbringen, reguläre Sitzungen in den Nachmittag verlegen
und jede Sitzung mit einer Zielfestlegung und einer Tagesordnung beginnen und
beide zu Beginn der Sitzung darlegen, falls nicht vorher vereinbart,
- höchstens eine Seite wöchentlichen Berichts von allen direkt Unterstellten
fordern und lesen und dafür sorgen, daß kein Mitarbeiter mehr als dreißig
Minuten pro Woche für die Vorbereitung seines regulären Berichts benötigt,
- Aufstieg
nur nach Leistung ermöglichen und gleichzeitig gewährleisten,
daß zumindest einer der nachrückenden Mitarbeiter die Tätigkeit
des Aufgestiegenen gleich gut verrichten kann,
- öffentlich
loben
und nur privat kritisieren,
- Bearbeitungszeiten
so planen, daß Überstunden
überflüssig werden und die Zeitvorgaben auf der Basis der Einschätzung
derjenigen machen, welche die Arbeit verrichten,
- ein
leistungsorientiertes
Bewertungssystem als Rückkopplung für alle Angestellten einrichten,
erkennbar reagieren und nützliche Vorschläge machen,
- ein
leistungsorientiertes
Prämiensystem für alle Mitarbeiter der Organisation einrichten,
- bei
Erfolgen das Lob gerecht verteilen und die Verantwortung für alle Fehlschläge
übernehmen,
3.2 Jeder Mitarbeiter wird:
- der
Erfüllung
der Ziele der gesamten Organisation oberste Priorität einräumen und
sich von isolierten Aufgaben fernhalten, die nicht der Erreichung der Geschäftsziele
dienen,
- etwas
gegen die Verschwendung tun und keine überflüssigen
Forderungen stellen,
- Zusagen
schriftlich festhalten und dazu stehen, keine Ergebnisse versprechen, die
nicht eingehalten werden können und falls
sich abzeichnet, daß eine Zusage doch einmal nicht eingehalten werden kann,
so früh wie möglich darüber informieren,
- gute
Arbeitsbeziehungen zu allen anderen Abteilungen aufbauen und alle Kollegen
und Mitarbeiter unabhängig
von deren Aufgabengebiet respektieren,
- sein
Wissen mit anderen teilen, kein Fachchinesisch reden und, wenn er etwas nicht
weiß, nicht so tun, als
ob er es wisse,
- null
Fehler bei jeder Arbeit anstreben, die er an andere weiterreicht und zwar
durch gewissenhafte Selbstprüfung auf Genauigkeit,
Vollständigkeit, und (Folge-)Richtigkeit,
- Schriftstücke verfassen,
die allgemein verständlich sind und sich an die Regel: "In der Kürze
liegt die Würze." halten,
- sich
seinem Vorgesetzten gegenüber
so verhalten, wie er es von seinem Mitarbeiter erwarten würde, wenn er selbst
Chef wäre.
3.3 Das Personalwesen wird:
- sicherstellen,
daß alle Mitarbeiter wenigstens fünf Wochen Urlaub pro Jahr erhalten
und daß zumindest drei Wochen ungenutzten Urlaubs ins Folgejahr übertragen
werden können,
- flexible
Arbeitszeiten einrichten und dafür
sorgen, daß Überstunden abgebummelt werden können,
- sicherstellen,
daß auf unkollegiales Verhalten und Mobbing unnachsichtig reagiert wird;
wenn nötig mit Abmahnungen und falls diese nicht fruchten mit Versetzung
des betreffenden Mitarbeiters in einen Bereich, in dem er keinen Schaden für
den Rest der Organisation anrichten kann und in dem er bis zur Besserung seines
Verhaltens bleiben muß,
- sich
darum kümmern, daß alle
Mitarbeiter wenigstens eine Woche Fortbildung oder Training pro Jahr erfahren
und ermöglichen, daß Angestellte ihre eigenen Trainingsziele stecken,
sofern keine Vorauswahl durch ihr Management getroffen wurde.
3.4
Haustechniker und Arbeitsplatzgestalter werden:
- sicherstellen,
daß
von jedem Arbeitsplatz aus zumindest drei lebende Pflanzen innerhalb des Raumes
und wenigstens eine außerhalb des Fensters sichtbar sind,
- für
weitestgehende Geräuschdämmung sowie Schallisoliering und -abweisung
sorgen,
- blendfreie Beleuchtung einsetzen, die dem vollen Spektrum des
Sonnenlichts nahekommt,
- Copyboards
mit Markern in mindestens drei Farben
für alle Mitarbeiter zur Verfügung stellen,
- allen
Mitarbeitern
einen Computer zur Verfügung stellen, der jünger als drei Jahre ist
und mit einer Textverarbeitung, einer Tabellenkalkulation, einem Grafikprogramm
sowie einem Internetzugang einschließlich E-Mail und Newsgroups ausgestattet
ist.
3.5
Das Unterstützungsteam wird:
- die
Bürokratie
eliminieren und Grabenkriege zwischen den Abteilungen ausräumen,
- Bearbeitungszeiten
verkürzen und die Komplexität der Prozesse senken,
- in
ihrem Verantwortungsbereich für reibungslose Abläufe in der
Organisation
sorgen.
3.6 Alle Mitarbeiter werden:
- nach
Vollkommenheit
und ständiger Verbesserung der Qualität ihrer Arbeitsergebnisse streben,
- tolerant
gegenüber Geschlecht, Behinderung, Religion oder Hautfarbe sein,
alle anderen Mitarbeiter als Menschen gleichen Werts schätzen und nie ihr
Selbstwertgefühl durch Erniedrigung eines anderen zu steigen suchen,
- niemals üble Nachrede oder Tratsch über andere verbreiten; statt dessen
den positiven Eigenschaften anderer gegenüber aufgeschlossen sein und bei
guten Leistungen angemessenes Lob aussprechen,
- jedem
intensiv zuhören,
niemanden unterbrechen und bessere Ideen ohne zu zögern aufgreifen,
- auf
Nörgelei verzichten und statt dessen konstruktive Verbesserungsvorschläge
machen,
- die
Umwelt schützen und gleichzeitig Kosten sparen,
-
nie mit ansteckenden Krankheiten zur Arbeit kommen,
- die
Tafel am Ende
jeder Sitzung säubern,
- frischen Kaffee aufsetzen, wenn der alte
zur Neige geht,
- niemals
ausfallend werden, die gute Laune bewahren und mindestens zweimal pro Stunde
für jeweils mindestens fünf Sekunden lächeln.
4 Abbruchkriterien
Dieser Prozeß endet, wenn sich alle Mitarbeiter jeden
Tag darauf freuen, zur Arbeit zu kommen und jeden Tag mit dem Gefühl von
Freude, Stolz und Zufriedenheit die Arbeit beenden. Ein
Versagen bei der Vermittlung von Spaß kann nicht geduldet werden.
Diese Fassung ersetzt alle vorangegangenen
Ausgaben mit sofortiger Wirkung und hat Vorrang gegenüber Satzungen. (1998-09-01)
5 Quelle
William Stewart
"
Fun Standard",
Stand 1998-06-15, http://funstandard.org/
Übersetzung und kleine Änderungen von Elmar Hillel
Hinweis zum Copyright:
Dieses Dokument darf frei verteilt, kopiert,
verändert oder anderweitig verwendet werden.
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